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Nikolas Eggertgestorben am 30. März 2022

Beitrag

Für Niko,

Nur wenige von uns haben das Glück, einen Menschen in ihrem Leben zu finden, der einem durch die gemeinsam verbrachte Zeit innerlich so verbunden ist, sodass sollte man an unterschiedlichen und voneinander entfernten Orten leben und sich nach Jahren endlich wiedersehen – sich kurz lachend in die Arme fällt und in einem unausgesprochenen Selbstverständnis die gemeinsame Zeit einfach dort fortsetzt, wo man sie einst hat, ohneeinander, folgen lassen.

Für manch einen von uns ist eine solche Verbundenheit außerhalb der engsten eigenen Familie nur sehr schwer greifbar, für manch anderen kaum vorstellbar – und wiederum manch anderer dachte vielleicht eine solche Person in seinem Leben zu haben. Solange bis das dann endliche Wiedersehen sich als eine kurze Freude entpuppte – die rasch in eine neutrale Monotonie von sich auseinandergelebten Menschen übergeht, die nur durch die Geschichten aus alten Zeiten aufrechterhalten wird und sich ohne diese in eine befremdliche Distanz von selbst auflöst.

Die Geschichten vom Erlebten sind lediglich der romantische Anker, der jederzeit ausgeworfen werden kann, um in alte Zeiten zu flüchten, sollte sich der Moment anbieten. Die erlebten Momente allerdings, die weit über die reine Romantik hinausgehen sind die - die zwei Menschen so stark miteinander verbindet, dass Worte dem nicht mehr gerecht werden können. Denn so steht uns ein solcher Freund doch so nahe wie kaum ein anderer.

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Lieber Niko,
so unendlich dankbar bin ich, dass wir uns letztes Jahr wiedersehen durften – geschriebenes oder gesprochenes, sei es Nachricht oder Telefonat waren dennoch stets ein toller Trost für die Entfernung, die es uns physisch die letzten Jahre nicht ermöglichen konnte uns einmal wieder in die Arme zu nehmen.
Es ist so faszinierend an dich zu denken, denn wie wir uns kürzlich noch schmunzelnd erzählten; haben wir uns länger nicht mehr in Person gesehen, als wie wir uns tatsächlich in Zeit gemessen im echten Leben kannten.
Kaum zu begreifen, denn schon immer, wenn ich an dich denke – fühlt es sich so an, als seist du nie nicht in meinem Leben gewesen, als seist du eigentlich immer da; für einen da und mit einem da - genau da wo man sich gerade im Leben befindet.

Die Tatsache, dass du nun erstmal für lange Zeit nicht mehr da bist, wo wir uns gerade im Leben befinden – zerreißt mir das Herz. Doch hör ich dann irgendwo leise verschwommen im Hintergrund dein Lachen - und fange noch weinend langsam wieder an zu lächeln - während mir all die wundervollen Erinnerungen an dich durch den Kopf schießen.

Noch nie in meinem Leben gab es einen Menschen, mit dem ich aus heiterem Himmel so sehr und lange lachen konnte – völlig aus dem nichts und vor allem über nichts und wieder nichts konnten wir uns Stunden lang amüsieren. Seit dem ersten Tag war mir stets klar, in dir habe ich einen Freund fürs Leben.

Es gab früher nach der Schule so viele Tage an denen ich mit zu dir nach Hause kam; mit beispielsweise deinem Fahrrad im Kofferraum, an denen wir uns mal wieder vorgenommen hatten; erst eine halbe Stunde auf die Hantelbank, dann ein kurzer gesunder Snack – danach ab ins Fitness-Center zum Training. Wir joggen vielleicht sogar hin und auch wieder zurück. Zwischendurch sind dann die Mathe Hausaufgaben sicher auch noch drin ...
… Am Ende lief es oft so: wir haben so lange gequatscht und dabei Zeit vertrödelt, dass die halbe Stunde Hantelbank bei euch daheim zeitlich nicht mehr drin war, wir dann vom rumalbern also so einen Hunger hatten, dass aus dem gesunden Snack ein Gemüseschlachtfeld in deiner Mutters Küche entstand, wir dann Mathe natürlich auf den nächsten Tag schieben mussten um mit dem Auto noch schnell ins Gym zu fahren.
Oft wurde die Fahrt im Auto etwas länger. Vor lauter lachen hielten wir oft einfach irgendwo an, weil wir nicht mehr konnten. Wir blieben meist zehn manchmal sogar zwanzig Minuten auf dem Parkplatz des Zielorts stehen, weil wir mal wieder in tiefe Gespräche verwickelt waren.

Auf etlichen Feiern saßen wir zwischendurch einfach alleine irgendwo draußen mit einem Bierchen oder oft auch ohne - einfach weil wir uns zu zweit so viel lustiger fanden, als mit anderen zusammen.

Wir haben uns beide stets zum gegenseitigen Erfolg verholfen, uns harmonisch ergänzt, unsere Schwächen einander ausgeglichen und haben uns schon manch Nächte zusammen mit unserem besten Kumpel dem Kaffee, Bücher wälzend oder feiernd um die Ohren gehauen.

Wir beide waren für die vier Jahre von der elften Klasse bis zu meinem dreijährigen Weg ins Ausland nach dem Abitur unzertrennlich.
In diesen Jahren haben wir so viel gemeinsam erlebt, dass es einem vorkommt wie das ganze Leben.

Du bist ein unglaublich wundervoller Mensch - in und auf Ewigkeit.

Ruhender Frieden und Freude für deine Seele.

Pass auf uns auf,
in Liebe,

Renke